© Kai Geiger

jazzahead! 2023 war ein voller Erfolg!

Mit einer feierlichen Staffelübergabe ging am Wochenende die 17. jazzahead! in der MESSE BREMEN zu Ende. Drei Tage und Nächte lang zeigte sich Bremen einmal mehr als Welthauptstadt des Jazz. Das Partnerland Deutschland sorgte dabei für viele besondere Konzertabende, insbesondere über die so genannten Commissioned Works. Insgesamt wurden rund 2.800 Fachteilnehmer:innen registriert, womit die Zahl aus dem Vorjahr wieder gesteigert werden konnte. Am Festivalprogramm mit den 36 Showcases und der großen CLUBNIGHT am Freitagabend waren 428 Musiker:innen beteiligt (zuzüglich den Beteiligten am Deutschen Jazzpreis, der am ersten Abend verliehen wurde). Die Konzerte an den 30 Locations der CLUBNIGHT am Freitagabend verzeichneten insgesamt etwa 5.500 Besuche. 

Projektleiterin Sybille Kornitschky zeigte sich mit dem Verlauf der diesjährigen Fachmesse jazzahead! hochzufrieden. „Das Feedback, das wir bekommen haben, war sensationell. Im letzten Jahr waren die Leute vor allem erleichtert, dass nach Corona überhaupt wieder etwas stattfinden konnte. Dieses Mal habe ich so viele glückliche Gesichter wie nur selten gesehen – die Leute haben die Konzerte gefeiert und waren vor allem glücklich darüber, dass sie wieder richtig arbeiten konnten!“ Auffällig sei zudem gewesen, dass zahlreiche junge Menschen teilgenommen hätten – und viele überhaupt zum ersten Mal. 

© Kai Geiger

Vollends zufrieden zeigte sich auch Messechef und jazzahead!-Erfinder Hans Peter Schneider: „Wir freuen uns, dass wir der sehr lebendigen Jazz-Branche wieder eine Plattform für Geschäfte weltweit bieten konnten – Angebot und Nachfrage standen in den Hallen 6 und 7 der MESSE BREMEN einmal mehr im Zentrum.“ Insgesamt waren 51 Nationen auf 5.000 Quadratmetern am Start, 1366 Haupt- und Mitausstellende wurden registriert – über 100 mehr als im Vorjahr. Aus dem Gastgeberland kamen alleine 872 Teilnehmer:innen, weitere stark vertretene Länder waren Frankreich (166), die Niederlande (163), Belgien (90), Großbritannien (89), Dänemark (85), Italien (77), die Schweiz (76) und Spanien (67). Auch die USA waren mit 77 Teilnehmer:innen gut vertreten. Einige Länder waren erstmals dabei, darunter Griechenland (20), Rumänien (14) und sogar Chile (9).

© Kai Geiger

Die jazzahead! 2023 war als Messe und Festival am Donnerstag unter anderem von Star-Trompeter Till Brönner und Bremens Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte eröffnet worden. Auch die Staatsministerin für Kultur und Medien der Bundesrepublik Deutschland, Claudia Roth, hatte die Veranstaltung am Samstag besucht und viele lobende Worte gefunden. Für die bisherigen Künstlerischen Leiter Uli Beckerhoff und Peter Schulze war diese jazzahead! die letzte in dieser Funktion, ab sofort agiert Götz Bühler als Artistic Advisor. Bühler sagte: „Diese jazzahead! war für mich intensiver und inspirierender, gleichzeitig familiärer denn je. Was für großartige Begegnungen, Musikerinnen, Musiker, Musik! Umso mehr freue ich mich auf meine neuen Aufgaben als Artistic Advisor an der Seite von Sybille Kornitschky. Es ist mir eine Ehre und große Freude, diese für die weltweite Jazzszene so zentrale Veranstaltung in Zukunft im Duo mitzugestalten.“

© Kai Geiger

Zu den Höhepunkten des Partnerland Deutschland-Jahres zählten die Auftritte von vier deutschen, im Ausland lebenden Bandleader:innen, die eigens aus diesem Anlass in ihren Ländern Ensembles gebildet hatten, die auf der jazzahead! erstmals offiziell auftraten. Diese Bands werden auch weiterhin zusammenbleiben, das deutsch-niederländische Projekt „Tree House“ um den Schlagzeuger Felix Schlarmann geht demnächst schon auf Tournee.  

Mit „Tree House“ gab es denn auch schon einen Vorgeschmack auf die nächste jazzahead!, die vom 11. bis zum 14. April 2024 stattfindet – denn die Niederlande werden das nächste Partnerland. „Sie haben es absolut verdient“, sagt Kornitschky, „nicht von ungefähr entscheiden sich unsere Jurys schon seit Jahren in großer Anzahl für niederländische Acts.“ 

© Kai Geiger

Die feierliche Staffelübergabe fand am Samstagabend im Kulturzentrum Schlachthof statt. Kulturstaatsministerin Claudia Roth überreichte der niederländischen Botschafterin für internationale kulturelle Zusammenarbeit im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, Dewi van de Weerd, symbolisch einen Seesack, um sich auf den großen Auftritt im nächsten Jahr vorzubereiten. 

Weitere wichtige Partner des nächsten Partnerlandes sind Buma Cultuur und der Performing Arts Fund NL. Bas Pauw (Performing Arts Fund NL) und Mark van Schaick (Buma Cultuur) äußern sich wie folgt: „Den Niederlanden bietet sich als Partnerland der jazzahead! 2024 eine hervorragende Gelegenheit, die Qualität und Vielfalt der niederländischen Jazzszene zu präsentieren. Buma Cultuur und der Performing Arts Fund NL freuen sich auf die Zusammenarbeit, um eine erfolgreiche Präsentation zu ermöglichen, die die Bedeutung des Jazz von heute und die Kraft der grenzüberschreitenden Musik hervorhebt.“

Nächstes Partnerland: die Niederlande – die jazzahead! 2024 findet vom 11. bis zum 14. April statt

© M3B GmbH Jörg Sarbach

jazzahead! Fachmesse vom 27. bis zum 30. April
in der Hallen 6 und 7 der MESSE BREMEN

In zehn Tagen ist es so weit: Dann startet die jazzahead! Fachmesse 2023, der größte Branchentreff der Welt, in ihre mittlerweile 17. Ausgabe! Eröffnet wird sie gemeinsam mit dem Festival am Donnerstag, 27. April. Sie dauert bis Sonntagmittag, 30. April an. Einmal mehr wird die Jazzwelt in den Hallen 6 und 7 der MESSE BREMEN zusammenkommen, um sich zu vernetzen, Ideen auszutauschen und neue Bandprojekte oder Produktionen zu entdecken. Partnerland ist in diesem Jahr Deutschland. 

Im Fachprogramm der Messe stehen dieses Mal drei Themenfelder im Vordergrund: Zum einen die Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsbranche, zum zweiten Diversität, Inklusion und Gleichberechtigung auf und hinter den Bühnen sowie zum Dritten die Herausforderung des erfolgreichen Arbeitens auf dem nationalen und internationalen Musikmarkt in einer zunehmend digitalen Welt.

In diesem Zusammenhang wird das von der EU geförderte dreijährige Projekt „Better“ Live vorgestellt, bei dem es darum geht, soziale und ökologische Nachhaltigkeit in der Musikveranstaltungsbranche zu schaffen. Credo: „For a bigger number of small events“. jazzahead! ist eine von elf europäischen Projektpartner:innen. Einen Höhepunkt findet das Thema in einem moderierten Gespräch mit der Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, am Samstagnachmittag. Sie wird die jazzahead! in diesem Jahr auch aus Anlass des besonderen  Partnerlandjahres besuchen. 

Von Donnerstag bis Samstag finden einige branchenspezifische Vorträge, Diskussionen und Workshops statt. In Bezug auf Diversity, Inklusion und Gleichberechtigung wird unter anderem Musikwissenschaftler Dr. Harald Kisiedu am Freitag in seiner Keynote „Diversity in Jazz: Are we there yet?“ einen Blick auf die Entwicklung im Jazz werfen und der Frage nachgehen, wie die Realität vor allem auch in der deutschen Jazzszene aussieht. In einer rasant wachsenden digitalen Welt, die mehr und mehr Einfluss auf die Musikbranche hat, stellen sich neue Herausforderungen und Möglichkeiten. So verrät Mark Kovic aus Großbritannien am Samstag Wissenswertes zum digitalen Marketing in der neuen Musikindustrie. Begleitet wird dies von einem Vortrag und einer Diskussion zum neuen „Live-Begriff“, der wachsenden Bedeutung von Livestreams, dem Metaverse oder auch künstlicher Intelligenz im Musiksektor.

Abseits dieser Themenkomplexe hat das Fachprogramm weitere Höhepunkte aufzuweisen, unter anderem am Freitag mit dem Vortrag „Jazzpiano und Hirngesundheit“ der JAM MUSIC LAB University und am Samstag mit dem Interview von Jason Miles, der aus seinen letzten 50 Jahren im Musikgeschäft und seiner Zusammenarbeit mit Miles Davis berichtet. Mehr zum Fachprogramm und den Aussteller:innen, die in diesem Jahr dabei sind, finden Sie unter https://jazzahead.de/messe/

Eröffnet wird die jazzahead! 2023 am Vormittag des 27. April; die offizielle Eröffnungsfeier findet zwischen 13 Uhr und 14.15 Uhr statt und bringt mit Till Brönner und Dieter Ilg zwei hochkarätige deutsche Jazzmusiker auf die Bühne. Des Weiteren spricht Prof. Daniel Martin Feige über die Bedeutung des Jazz als Kulturgut. Für Überraschungsmomente sorgen Romy Camerun und Marialy Pacheco, die die Verabschiedung der beiden künstlerischen Leiter Uli Beckerhoff und Peter Schulze musikalisch begleiten sowie das Silvan Strauss Duo feat. Lisa Wulff, die für den neuen Artistic Adviser Götz Bühler auch stellvertretend für die junge deutsche Szene stehen. „Die Eröffnung ist somit der Startschuss für eine neue jazzahead!-Ära mit einem ganz besonderen Partnerlandjahr“, sagt Projektleiterin Sybille Kornitschky. 

Das Thema der musikalischen Öffnung ist dabei eine der zentralen Aufgaben für das zukünftige Leitungs-Duo. Getreu dem diesjährigen Motto „Building Bridges“ will die jazzahead! bereits in diesem Jahr weitere Brücken zu anderen Genres schlagen, die sich dem Jazz verbunden fühlen. Das tut sie etwa mit der ausgewiesenen „Work & Meet - Crossover“-Fläche auf der Messe, wo sie einen offenen Raum für den Austausch und das Networking zwischen (Jazz-)Fans verschiedener Genres bietet – von Funk, Electronica, Hip Hop und Soul über zeitgenössische klassische Musik bis hin zu Folk, Pop und Metal. 

jazzahead! 2022 © M3B GmbH_Jan Rathke

Anchor„Diese Wahl war überfällig“

jazzahead! 2023: Partnerland Deutschland – was bedeutet das? Interview mit Projektleiterin Sybille Kornitschky – „Commissioned Works“ mit vier anderen Ländern im Zentrum 

Dienstag, 29. November 2022 · Die jazzahead! 2023 wird in vielerlei Hinsicht anders: Hervorstechendstes Merkmal ist dabei die Wahl des Partnerlandes Deutschland, das dieses Mal identisch mit dem Gastgeberland ist. „Eine sogar überfällige Wahl“, sagt Sybille Kornitschky. Warum die Verantwortlichen sich so entschieden haben, das erläutert die Projektleiterin ausführlich im folgenden Interview – und auch, welche Konsequenzen sich daraus ergeben. So stehen jetzt Kooperationen zwischen Deutschland und insgesamt vier anderen Ländern – Frankreich, Österreich, den Niederlanden sowie den USA – im Mittelpunkt, die so genannten „Commissioned Works“. Stattfinden wird die jazzahead! 2023 vom 27. bis zum 30. April auf dem Gelände der MESSE BREMEN. Das gesamte Interview lesen Sie bitte im Folgenden! 

jazzahead_Sybille-Kornitschky_Pfeil-4c_bearbeitet © Kerstin-Rolfes

Schlicht gefragt: Partnerland Deutschland – warum?
Diese Entscheidung mag für manche überraschend klingen – für uns aber keineswegs, sondern sie war gewissermaßen sogar überfällig. Doch ich will weiter ausholen: Die Wahl des Partnerlandes treffen wir immer künstlerisch. Wir wollen einem Land und einer Szene damit international zu mehr Sichtbarkeit verhelfen – und zwar Ländern, von denen wir denken, dass sie diese Aufmerksamkeit einfach verdient haben. 

Also ist Deutschland zu wenig sichtbar gewesen?
Definitiv! Und in diesem Sinne ist es mehr als überfällig, dass wir Deutschland diese Möglichkeit geben, sich als Jazz-Land zu präsentieren. Man muss wissen: Die deutsche Szene steht im eigenen Land in starker Konkurrenz zu Produktionen aus dem Ausland, weil ein Booking von ausländischen Bands aufgrund der Förderstrukturen für deutsche Veranstalter zum Teil lukrativer ist als deutsche Bands zu buchen. Deutschland ist ein sehr erfolgreiches Import-Land für Jazz aus aller Welt, aber eben noch nicht so stark im Export seiner eigenen Produktionen. Hier müssen wir einfach besser werden. 

2022_jazzahead! © M3B GmbH_Jörg Sarbach

Die erneute Ausrichtung des Deutschen Jazzpreises in Bremen spielt in diesem Kontext sicher auch eine Rolle?
Ja, das ist ein wichtiger Grund für uns, diese Partnerlandwahl konkret ins nächste Jahr zu legen – ansonsten hätte man auch ein Jubiläumsjahr nehmen können. Aber diese zwei Dinge kommen da zusammen, und es macht natürlich maximal Sinn, dann das Partnerland Deutschland 2023 auszurufen. 

Was sind die Gründe dafür, dass Deutschland als Export-Land noch nicht funktioniert?
Eine große Rolle spielt der Föderalismus – es gibt eben nicht wie in anderen Ländern diese eine nationale Stelle, an der alles zusammenläuft. Wir sind in Deutschland einfach noch nicht so aufgestellt wie andere Länder, die seit Jahren gut funktionierende Strukturen und Exportstrategien entwickelt und umgesetzt haben. Aber daran arbeiten wir in diesem Jahr intensiver denn je, zusammen mit der Initiative Musik oder auch dem Goethe-Institut. Ein Schlüssel in dieser Hinsicht wird auch die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern sein, ein engerer Austausch, ein gemeinsames Wirken ist daher unser Bestreben.

jazz22 © M3B GmbH_Jörg Sarbach

An der Musik, an dem Produkt Deutscher Jazz liegt es sicher nicht…
Nein, auf gar keinen Fall. Da spielt Deutschland auf höchstem internationalem Niveau mit. Sowohl, was die Diversität, die Stilistiken, die Bandbreite an sich und die Größe der Szene anbelangt, müssen wir den Vergleich mit anderen Nationen in keiner Weise scheuen. 

Wie seid Ihr an die Frage der Präsentation des Partnerlandes Deutschland herangegangen?
Uns war schon bewusst, dass wir intensiv darüber nachdenken müssen, wie wir ein Partnerland Deutschland präsentieren. Eins war klar: Es sollten jetzt nicht jenseits der acht Bands, die wir musikalisch ohnehin jedes Jahr im Rahmen der German Jazz Expo präsentiert haben, einfach nur ein paar mehr Bands sein. Das wäre viel zu kurz gegriffen. Hinter unseren Planungen steht der künstlerische Austausch. Wir sind darüber auf die Idee der „Commissioned Works“ gekommen. Wir starten deshalb bewusst mit Nachbarländern, mit denen es schon Austausch gegeben hat. Wir wollten etwas, das bereits existiert, neu beleuchten und wiederbeleben und haben uns daher für Frankreich, Österreich und die Niederlande entschieden. Weil wir dort Partner haben, die in der Lage sind, dieses Projekt nicht nur für die jazzahead! 2023 anzugehen, sondern auch darüber hinaus begleiten können. 

jazz22 © M3B GmbH_Jörg Sarbach

Es geht also auch hier um Nachhaltigkeit…
…genau! Und wir haben ein viertes Land ausgewählt, für das wir nach Übersee gegangen sind, nämlich in die USA. Wir sind uns um die Bedeutung der USA für Jazzer:innen bewusst und arbeiten schon seit Jahren an dieser Brücke zwischen den US-amerikanischen Märkten und Europa, und da vor allem Deutschland. Unsere Hoffnung ist, dass wir diesen Brückenschlag vielleicht auf ein höheres Niveau heben können. Die USA bleiben definitiv ein Sehnsuchtsland. Keine Jazz-Metropole steht mehr für Jazz aus Amerika als New York, deshalb planen wir auch erstmalig einen Aufschlag in dieser Stadt, zum Zeitpunkt des Winter Jazzfests und der großen Performance Art Messe APAP im Januar. 

Was wird in New York genau passieren?
Wir werden im Blue Note ein exklusives Vor-Premieren-Konzert von Ingrid Laubrock erleben, die die künstlerische Leitung der „Commissioned Work“ für die USA übernommen hat. Zwei Tage zuvor gehen wir ins Goethe-Institut, wo wir zu einer Gesprächsrunde mit Charlotte Greve, Ingrid Laubrock, Timo Vollbrecht und Tobias Meinhart einladen, alles deutsche Musiker:innen, die in den USA stark verwurzelt sind, da leben und arbeiten.

© Kai Geiger

Welche Kooperationspartner gibt es in den Nachbarländern?
Für Frankreich ist das Jazzdor und damit verbunden Philippe Ochem, in dessen DNA es quasi liegt, diese Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich zu leben. Wir haben in Österreich den Kooperationspartner mica, music austria, und mit Helge Hinteregger jemanden, der seit 30 Jahren besonders diesen kooperativen Gedanken pflegt. In den Niederlanden ist es die Organisation Buma Cultuur, deren Ziel es ist, den Anteil niederländischer Musik auf dem niederländischen Markt und auf ausländischen Märkten zu erhöhen. Mit Mark van Schaick haben wir dort einen Ansprechpartner, der im permanenten Austausch mit den Künstler:innen steht.

Und als Bandleader wurden jeweils Künstlerpersönlichkeiten aus Deutschland ausgewählt, die in den jeweiligen Ländern arbeiten…
Genau! In Österreich ist das der Saxofonist Heinrich von Kalnein, der die Szene kennt und bestens vernetzt ist. Der Vernetzungsgedanke war überhaupt das A und O. In den Niederlanden ist die Wahl auf den Schlagzeuger Felix Schlarmann gefallen, und in Frankreich auf den Saxofonisten Daniel Erdmann. In den USA haben wir mit Ingrid Laubrock erneut eine Saxofonistin als Bandleaderin. Wir haben die musikalischen Leitungen zusammen mit unseren Kooperationspartnern ausgewählt, sie selbst haben aber völlig freie Hand, was die Zusammenstellung der Ensembles betrifft, die hoffentlich über die jazzahead! hinaus Bestand haben.

jazz22_CLUBNIGHT Canadian Night © M3B GmbH_Jens Schlenker

Nimmt die jazzahead! die Rolle ein, die sonst Institutionen wie die Kanadische Botschaft, Music Finland oder das Adam-Mickiewicz-Institut innehatten?
Wir verstehen uns durchaus als die Exportplattform für deutschen Jazz, sind aber keine Fördereinrichtung. Aber wir suchen seit Jahren den Schulterschluss mit eben genau diesen. Unser Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen den fördernden Institutionen weiter zu verbessern und gehen daher für das Partnerlandjahr Deutschland noch viel stärker in den Austausch.

Was sind die besonderen Programmpunkte im Rahmen des Partnerlandprogramms?
Das Programm wird erst Ende Februar feststehen. Wir gehen dabei ganz bewusst den Weg der Partizipation. Wir sind jetzt im Austausch mit vielen Institutionen aus Deutschland und haben sieben „Thementische“ entwickelt, zu denen wir einladen, um gemeinsam ein spannendes Programm auf die Beine zu stellen, das am Puls der Zeit ist.

2022_jazzahead © M3B GmbH_Jörg Sarbach

Warum wurden die Programmlinien aufgelöst?
Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Der Donnerstag wird nun zum ganzen Messe-Tag, das heißt, er bekommt auch musikalisch die gleiche Gewichtung wie Freitag und Samstag. Wir wollten, dass Deutschland an jedem Tag der jazzahead! eine bedeutende Rolle zukommt. Und so werden diese „Commissioned Works“ über die Tage verteilt stattfinden. Wir finden aber auch, dass eine Durchmischung der Programmlinien für die Zuschauer einen Gewinn an Attraktivität bedeutet! 

Letzte Frage: Was hat das Partnerlandjahr Deutschland für langfristige Auswirkungen auf die jazzahead!?
Uns war schon länger klar: Irgendwann werden wir mit unserem Konzept eines bestimmten Partnerlandes an Grenzen stoßen. Wir werden aber nicht darauf warten, bis wir alle 195 Länder, die es auf der Welt gibt, einmal als Partnerland durchhaben. Die Liste der Jazz-Nationen, die in der Lage sind, ein solch umfangreiches Projekt mit uns zusammen zu präsentieren, ist nun auch nicht endlos lang – also wollen wir neue Möglichkeiten schaffen. Man könnte zum Beispiel Regionen präsentieren oder Tandems. Das knüpft wiederum auch wunderbar an die Idee der „Commissioned Works“ an. Klar ist: Wir wollen in Zukunft andere Wege gehen und bereiten das jetzt bereits ein bisschen vor. Die jazzahead! war ja immer in Bewegung, keine Ausgabe war gleich, das hat sie auch über die Jahre immer erfolgreicher werden lassen.