Eine Annäherung
K³ - Kinder Kunst Kolumba
Ein Forschungsprojekt des Kunstmuseum Kolumba in Köln und des Buchkinder Leipzig e. V.
Vor zwei Wochen war ich in Köln beim Besuch der Buchkinder Leipzig im KOLUMBA Museum als Teil des Forschungsprojekts K³ – Kinder Kunst Kolumba. Ich wollte mir ein persönliches Bild machen, ein Gefühl für das Projekt, die Arbeit des KOLUMBA und der Buchkinder bekommen und die Kinder bei der Begegnung mit der Kunst – den Gang durch das Museum – begleiten.
Jetzt weiß ich, warum ich mich für die Begleitung des Projektes mit arttourist entschieden habe, wie wichtig es ist, neue Ansätze in der Vermittlungsarbeit von Kunst zu entwickeln, neue Zugänge und Räume für das Erleben, Erspüren und auch Erfühlen von Kunst zu schaffen und zu ermöglichen.
Kurz nach 10 Uhr „fielen“ die Kinder und Erzieher:innen in das KOLUMBA ein und erfüllten das Museum mit Leben. Eine aufgeregte Wuselei, erste OHs und AHs machten sich breit. Sie waren aufgeregt, bereit, sich in die Kunst zu stürzen, sich auf sie einzulassen, sie für sich zu entdecken und sich von ihr einnehmen zu lassen.
Begrüßt wurden sie von Marc Steinmann, einem der vier Kurator:innen, die im Team im Museum arbeiten und auch alle das Projekt K³ begleiten. Er stellte charmant die Regeln auf, gab dem Tag Struktur und machte klar, was geht, was man kann und darf, aber wo auch die Grenzen sind und was zu beachten ist.
Dann übernahm Andreas Maus, Künstler im Kunsthaus KAT 18 aus Köln, der unlängst 1. Preisträger beim euward8, dem europäischen Kunstpreis für Malerei und Grafik im Kontext geistiger Behinderung, wurde. Er leitete zur Einstimmung in den Tag die Morgengymnastik im Garten des KOLUMBA an, um nach der langen Fahrt und der Aufregung zur Ruhe zu kommen. Das Kunsthaus KAT18 ist mit der künstlerischen Aktion „Büro für Augen, Nase, Zunge, Mund, Herz, Hand und Maske (die alles überdeckt) zu Gast im KOLUMBA und hat im Verlauf der Tage mit den Kindern interagiert und zusammengearbeitet.
Nach zehn Übungen mit Strecken, Dehnen, Beugen und Hüpfen gingen die Kinder in kleinen Gruppen von 3-4 Kindern und einer Bezugsperson los, das Museum mit Fotoapparaten, Zeichenheften und Stiften zu entdecken. Die Aufgabe war, alles festzuhalten, was ihnen gefällt und zum Gesehenen einfällt, von ihnen wahrgenommen wird. Das konnten die Kunstwerke, das Gebäude oder auch das Treiben in und um das Haus sein. Auch ich machte mich auf den Weg, um zu beobachten, zuzuhören und mit einzelnen Kindern zu sprechen. Es war faszinierend zu sehen, wie unbefangen, offen und wissbegierig sie an die Werke herangingen und wie sie sich mit ihren ganz eigenen Worten und Beschreibungen darüber unterhielten. Zwei Jungs kamen über Christus am Kreuz, den es im Museum in verschiedenen Darstellungsformen gibt, ins Gespräch und unterhielten sich detailliert darüber, wie Jesus am Kreuz befestigt worden war, lehnten sich an die Wand und legten die genaue Position der Nägel in ihrer eigenen Handmulde fest. Eine Anziehungskraft auf die Kinder hatte alles, was mit Medien zu tun hat. Videos, Bildschirme, Kopfhörer und Audios. Da verweilten sie, hörten mit, tuschelten und lachten, sprangen weg, um nach kurzer Zeit dort wieder Station zu machen. Alle Räume waren offen, alle Kunstwerke zugänglich. Man ist im KOLUMBA vorbereitet auf Fragen, z.B. über Darstellung von Nacktheit, Krieg und christlichen Motiven.
Nach zwei Stunden hat man sich im „Salon“ in der obersten Etage getroffen, um auszutauschen, was man entdeckt, was einem besonders gefallen hat. Ein bunter Strauß von Bildern, Ideen und Ansichten kam auf den Tisch, an denen an den nächsten Tagen weitergearbeitet wurde.
Marc Steinmann erzählte, dass sie beim ersten Besuch der Buchkinder alles geplant, die Kunstwerke für den Museumsrundgang ausgewählt und sich die Erklärungen in kindgerechter Sprache zurechtgelegt hatten. Das war ordentlich schiefgegangen. Danach war ihnen klar, dass sie anders an die Vermittlung herangehen müssen, woraus das Konzept des freien, eigenständigen Zugangs zur Kunst und dem Leben und Arbeiten eines Museums entstanden ist, so wie ich es bei meinem Besuch in Köln miterlebt habe. Die Auseinandersetzung mit neuen Vermittlungsformaten, die museumspädagogische Herangehensweise an die Kunst für verschiedene Zielgruppen ist dem Team des KOLUMBA eine herausfordernde Herzensangelegenheit. Die Fragestellung „Kinder und Kunst – Kunst von Kindern“ ist das Kernthema des Forschungsprojekts, das ich begleite, indem ich über die verschiedenen Schritte bis zu einem möglichen Ergebnis berichte und Interviews mit ausgewählten Personen rund um die Thematik des Projekts führe und auf diesen Seiten veröffentliche.
Ich bin selbst mit Kunst groß geworden. Meine Eltern haben uns Kinder früh mit ins Museum genommen und in Ausstellungen geschleppt. Im Anschluss lag dann oft die ganze Familie zu Hause auf dem Boden und hat nachgemalt oder der Fantasie freien Lauf gelassen. Dazu wurde Kreativität, wo auch immer Gelegenheit dazu war, gelebt und durch Kurse gefördert. Heute bin ich weder Künstler noch Kulturschaffender, aber beschäftige mich in meiner Arbeit intensiv mit der Kultur, meiner großen Leidenschaft, die ich auch an meine Kinder zu deren Freude weitergebe. Für mich ist Kunst und Kultur und die Auseinandersetzung damit elementar wichtig für die Entwicklung von Kindern.