Velvet macht Kultur
Ob Plakat, Spielzeitheft oder Sensibilisierungskampagne, Velvets preisgekrönte Gestaltungsarbeiten für renommierte Kulturhäuser setzen starke Signale. Die Geschichte von Velvet beginnt am 21. Juni 1995. Das inhabergeführ- te Unternehmen setzt von Anfang an auf Kreativität und Esprit in der Kommunikation. Und etabliert sich in kürzester Zeit zur anerkannten Werbeagentur, auch jenseits des Rheins. Die Kreationen von Velvet sind kraftvoll, prä-
gnant. Einige gar ausgezeichnet. Dazu tragen bei Velvet 13 Mitarbeitende aus allen relevanten Bereichen der digitalen und analogen Kommunikation bei. Velvet Portfolio sind Branding, Corporate Publishing, Editorial, Design, Film, Geschäftsberichte, Plakate, Signaletik, Spielzeitbücher, Szenografie, User, Experience, Verpackungsdesign, Web, Werbung und Bücher.
INTERVIEW
Wir sprachen mit Jürg Scha huser,Firmengründer und Creative Direktor, über die Wichtigkeit der Spielzeitbücher für den Erfolg einer Spielzeit, was gute Werbung ausmacht und warum er alleine durch halb Europa gelaufen ist.
Was zeichnet eine gute Saisonvorschau eines Theater aus?
Jürg Schaffhuser: Die Spielzeitbü- cher informieren über die kommende Spielzeit. Sie sind aber noch viel mehr als das: Sie machen Visionen von Intendanten und ihren Dramaturgen-Teams Besucherinnen und Besuchern sichtbar. Für mich persönlich ist eine Saisonvorschau gelungen, wenn mich die Neugierde packt. Wenn ich auf Texte treffe, die mich inspirieren. Und wenn die Texte schön gesetzt sind. Das typografische Handwerk sollte zum Repertoire gehören. Der zentrale Kick einer Saisonvorschau findet sich für mich aber in der Bildstrecke. Darin pocht der Zeitgeist. Toll gemachte Fotostrecken können mich begeistern. Zum Beispiel diejenige von Jürgen Teller für die Schaubühne Berlin. Oder die Arbeit von Cornel Windlin, bei der er die radikale Verknüpfung von monochromen Bildern mit dem runden schwarzen Punkt ze- lebrierte. Damit wurde sein Spielzeitbuch für das Schauspielhaus Zürich in der Saison 2009/10 zum Kultobjekt.
Wie wichtig ist die Saisonvorschau für den Erfolg einer Theatersaison?
Jürg Schaffhuser: Ich denke, dass eine gut gemachte Saisonvorschau für ein Theater so was wie eine gut trainierte und motivierte Fußballmann- schaft ist, die in den Wettkampf steigt. Das Spielzeitbuch muss während der gesamten Spielzeit ein spannender Begleiter sein. Für die Mitarbeitenden des Theaters und für die Besucherinnen und Besucher gleichermaßen. Die ideale Basis also für eine erfolgreiche Theatersaison.
Wie erarbeiten/erspüren Sie die Visualisierung eines Theaters/einer Spielzeit?
Jürg Schaffhuser: Grundsätzlich geht es darum, eine Spielzeit gemeinsam mit der Theaterleitung zu begehen. Oft ist das Velvet-Team ganz am Anfang einer Spielzeitkonzeption mit dabei. Über intensive Gespräche wird ein Konzept entwickelt und geschärft. Unsere Position als Außenstehende, macht uns für das Theater zu einem Echoraum und zu einem Sparring- partner. Daraus resultieren dann die Ingredienzen, mit denen ein Spielzeitheft bestückt wird.
Velvet Creative Office arbeitet für viele Kultureinrichtungen. Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, das Deutsche Theater Berlin, die Interessengemeinschaft Luzerner Musiker, das Schauspielhaus Zürich, die Berlinale in Berlin oder das Zentrum Paul Klee lassen sich von Velvet Creative „inszenieren“. Woher kommt diese Affinität?
Jürg Schaffhuser: Das hat wohl mit unserem Grundbedürfnis nach Kultur zu tun. Vor der Gründung der Agentur waren einige Velvet-Mitglieder in der Luzerner Musikszene aktiv und Teil des legendären Musikzentrums Sedelin der Stadt. Über die aktive Auseinandersetzung mit den diversen Kultureinrichtungen entstand eine kulturelle, spartenübergreifende Affinität. Was wir an den Kunden aus dem Bereich Kultur besonders schätzen, ist das gemeinsame Bedürfnis, sich über den Tellerrand hinaus Gedanken zu machen.
„Thank you for going the distance“ ist nicht der Text einer Dankeskarte an einen langjährigen Kunden, sondern er steht für 12.108 Kilometer. Was hat es damit auf sich?
Jürg Schaffhuser: Während den vergangenen 20 Jahren habe ich etappenweise die vier Himmelsrichtungen erwandert. Luzern, mein Lebensmittelpunkt, diente jeweils als Ausgangsort der vier Wanderstrecken. Die Wege führten mich von Luzern kreuz und quer durch Europa. In den Norden nach Inverness, in den Osten nach Edirne, in den Westen nach Lissabon und nach Catania im Süden Europas. 12.108 erwanderte Kilometer kamen so zusammen. In der Publikation «Thank you for going the distance» habe ich diese vier Wanderungen zu einer persönlichen Arbeit mit Texten und Fotos zusammengefasst.
Wie kam es dazu und was hat es mit Ihnen gemacht?
Jürg Schaffhuser: Wie soll ich sagen. Wohl der Gegenentwurf zum eher konventionellen, alltäglichen Leben. Die Art und Weise, mit wie wenig Gepäck man durchs Leben schreiten kann, ist eine existenzielle Erfahrung. Und das Wissen, mit welch großer Gastfreundschaft der Wandernde vor allem auch in den entlegensten Gegenden rechnen kann, ist beglückend.
Wie hat es Ihre Arbeit, Ihre Kreativität und Ihre Sichtweise auf die Dinge verändert?
Jürg Schaffhuser: Ich denke, diese Auszeiten haben für mich eine stärkende Wirkung. Natürlich gibt es beim Unterwegssein auch heikle Situationen, in welchen ich mich auf meine Intuition verlassen muss. Sicher eine Fähigkeit, die auch in meinem Berufsleben von Belang ist.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE KAI GEIGER.