Das Romanesco Duo mit «The Third Extended Wheel» | © La Pataconera

Bern (CH)

Musikfestival Bern
Ketten sprengen
3. – 7.9.2025

Das Musikfestival Bern zählt zu den bedeutendsten Schweizer Festivals für zeitgenössische Musik und stellt jährlich im September Hörgewohnheiten auf den Kopf. In diesem Jahr widmet sich das Programm dem Thema «Kette». In mehr als zwanzig Konzerten, Performances, Talks und Installationen wird es vielfältig ausgelegt.

Während fünf Tagen, vom 3. bis 7. September 2025, wird Bern zum Mekka für Liebhaber:innen kreativer Klangexperimente, musikszenischer Wagnisse und unerhörter Musik: Das Musikfestival Bern lädt die Berner Musikszene und internationale Gäst:nnen zum Gipfeltreffen. Das vierköpfige künstlerische Leitungsteam hat die diesjährige Ausgabe mit dem Thema «Kette» überschrieben – und damit einen weiten Bedeutungsraum geöffnet: Kettenantriebe, Nahrungs- und Infektionsketten werden auf der Bühne verhandelt; Berner mit internationalen Musiker:innen in Verbindung gebracht; Stile, Disziplinen und Epochen verknüpft, verflochten und gesprengt.

Ensemble in Residence ICTUS | © Christophe Urbain

Als Ensemble in Residence konnte das legendäre ICTUS Ensemble aus Belgien gewonnen werden – im Gepäck drei seiner erfolgreichsten Produktionen, die wie für das Thema «Kette» entwickelt scheinen: «Liquid Room» ist ein mehrstündiger Anlass, bei welchem auf mehreren Bühnen Klangkunst, neue Werke und modernes Repertoire erklingt. Jede Aufführung ist eine Erweiterung ihrer Vorgängerin, die sie kommentiert oder ihr widerspricht. Die Tanz-Musik-Matrix «Ghost Trance Sessions» verknüpft Choreografien von Anne Teresa De Keersmaeker mit einer Partitur von Anthony Braxton, das ICTUS Ensemble mit Tänzer:innen und Berner Musiker*innen. Zuletzt steht mit «Book of Women» eine der jüngsten ICTUS-Produktionen auf dem Programm: Das ehrgeizige Projekt erforscht weibliche Macht im Spätmittelalter und verbindet dazu mittelalterliche Musik für Frauenstimmen mit einem neuen Werk für Stimme, Ensemble und elektronische Klänge.

Composer in Residence Svetlana Maraš | © Dieter Düvelmeyer

Die Klangkünstlerin und Co-Direktorin des Elektronischen Studios Basel Svetlana Maraš ist Komponistin in Residence und trägt mit einer Installation, einem Solo-Set im Berner Münster, einem Baustein in «Liquid Room» und ihrem unvergleichlichen «Table Book» zum prall gefüllten Programm bei.

Neben diesen internationalen Gäst:innen ist das Festival auch Plattform für die freie Berner Szene – und diese ist fast noch plastischer in der Umsetzung des Themas «Kette»: Das Roma- nesco Duo bringt mit «The Third Extended Wheel» eine Musik- performance rund um das Fahrrad und sein Kettengetriebe auf die Bühne. Ein Konzert rund um den US-amerikanischen Komponisten und Jazz-Trompeter Jalalu-Kalvert Nelson setzt sich mit den Ketten kolonialer Herrschaft auseinander. Das Barockensemble Die Freitagsakademie und der Berner Gabrielichor verketten in ihren Programmen Musik der Renaissance- und Barockzeit mit neuen Kompositionen und Improvisationen. Im Musiktheater «Plankton» untersucht das Kollektiv International Totem das klangliche Potential von Plankton; im Projekt «Paradoxia» das HyBra Kollektiv jenes von Robotern. Weitere Produktionen thematisieren die Phasen einer Infektionskette, verketten medizinische Daten des Publikums mit Klang, ana- lysieren die Kette als kompositorisches Element und bringen Komponist*innen mit Goldschmie:innen auf die Bühne.

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