© Kai Geiger

Wir sprachen mit Melanie Plümer, der Gastgeberin der Olive-Weinbar

Wer und was ist die Olive Weinbar und wie wurde die Olive Weinbar zu einem der schönsten, charmantesten und kleinsten Spielstätten der Clubnight bei der jazzahead!?

Melanie Plümer: Die Olive Weinbar ist eine verborgene kleine Perle in der Stadt Bremen. Eine Oase für Kultur, gesellige Begegnungen und inspirierende Entdeckungen. Auf unserer Karte finden sich leckere mediterrane Speisen, klein und rustikal serviert und eine breite Auswahl an ehrlichen Weinen. Wer die Olive entdeckt, freut sich meist über dieses kleine Idyll und die familiäre Atmosphäre. Die Abende sind immer von ausgewählter Musik begleitet, vorrangig Jazz und mediterrane Sounds. Wenn Musiker ankommen, um Live zu spielen, nehmen sie wahr, dass ich den Kontakt mit ihnen sehr schätze und dieser geht dann auch oftmals über den reinen Auftritt hinaus. Die Menschen, die hier aufeinandertreffen, bemerken, ein Teil zu sein von etwas, das wir alle gemeinsam in diesem einen Moment erschaffen, manchmal wohlig, gesellig, ergreifend. Das Motto der jazzahead!CLUBNIGHT passt somit voll und ganz: „Create the Moment!“ Denn das ist, was in uns bleibt, die Erinnerung an diesen Moment.

Aber all dies wäre nur die halbe Wahrheit ohne die Kulinarik. Sie bringt die Menschen an einen Tisch zusammen. Dieses mediterrane Lebensgefühl, wo der hohe Stellenwert des guten, einfachen Essens automatisch für ein geselliges Miteinander sorgt, ist für mich essenziell. Man fühlt sich willkommen und gut aufgehoben, ganz unkompliziert.

Aus meiner sizilianischen Vergangenheit ist dies geblieben. Einer der ersten Sätze, wenn man sich dort begegnet, lautet: „Hai mangiato?“ – Hast Du schon gegessen?

Ich bin selbst sehr oft auf Konzerten und vermisse die Zusammenkunft nach dem Erlebten. Alle nehmen ihr Gefühl allein mit nach Hause. In der Olive kann man einfach noch sein, bei einem Gläschen noch mit den Musikern schnacken, was schnabulieren und den Abend ausklingen lassen. Wunderbar!

Die Konzerte hatten für mich nie einen wirtschaftlichen Hintergrund und geschehen immer aus Lust an der Freude. Natürlich hat die CLUBNIGHT einen sehr großen Aufmerksamkeitseffekt, von dem wir zunehmend profitieren. Dafür bin ich sehr dankbar.

Diese Abende sind für mich magische Nächte, nach denen alle beseelt nach Hause fahren. Früher war ich selbst nur Gast bei diesem Festival, bis ich zufällig auf Sybille Kornitschky (Projektleiterin jazzahead!) im Theater traf und wir sofort für eine CLUBNIGHT in der Weinbar Pläne schmiedeten. Seitdem freue ich mich jedes Jahr aufs Neue, wenn es wieder los geht in der kleinsten Spielstätte der jazzahead!CLUBNIGHT. Dies alles zusammen ist wahrscheinlich spürbar!

Nach welchen Kriterien und Vorlieben stellen Sie Ihr Programm für die Olive zusammen?

Melanie Plümer: In den ersten Jahren nutzten wir die Plattform sofaconcerts.org, um mit Bands außerhalb von Bremen in Kontakt zu kommen. Durch den Pool der jazzahead! öffneten sich dann weitere Tore zu internationalen, hochkarätigen Musikern. In der Regel haben wir monatlich Konzerte.

Die Auswahl des musikalischen Programms speist sich mittlerweile hauptsächlich aus den Weiterempfehlungen der Musiker, die schon einmal bei uns waren, oder weil bekannt ist, wer schon bei uns aufgetreten ist. Da haben wir anscheinend mittlerweile einen ganz guten Ruf.

Da dieser kleine Ort sich in der Regel keine festen Gagen leisten kann, leben unsere Konzertabende vom Miteinander: Musiker, die Lust auf diese intime Atmosphäre haben und Gäste, die es wertschätzend honorieren. Auf „den Hut zu spielen“, ermöglicht natürlich den Gästen sich eher auf etwas einzulassen, was sie nicht kennen.

Bei der jazzahead!CLUBNIGHT ist das natürlich ganz anders! Da ist die Auswahl am Abend ja kaum als Gast zu bewältigen und die Kosten für uns sehr hoch. Bei der Auswahl der Musiker ist die jazzahead! bei Bedarf auch behilflich, da es viele gibt, die an dem Festival teilhaben möchten. Für das Programm in den Spielstätten sind wir aber als Veranstalter selbst verantwortlich. Ich höre mir die Musik dann an und wenn es mich berührt, passt das für mich.

Das musikalische Programm übers Jahr bleibt bei uns offen für unterschiedliche Musikstile, gerne experimentell. Es gibt eine Vielzahl von Anfragen, die zeigen, wie groß der Bedarf ist an Auftrittsmöglichkeiten. Wenn mich etwas direkt anspricht, finden wir einen gemeinsamen Termin. Es muss in erster Linie mir selbst gefallen und dann finden sich immer auch Gäste, die mit dabei sein möchten. Die Abende sind sehr individuell und das Publikum bestimmt den Vibe immer mit. Es bleibt immer unberechenbar! Das ist toll und besonders, immer direkt. Die Auftritte sind Live immer spannender als jede perfektionierte Aufnahme und hallen nach, bleiben in einem. So geht es nicht nur mir.

© Kai Geiger

Wie und durch wen wird Ihr Programm angenommen?

Melanie Plümer: Die Gäste für Konzertabende finden sich teils unter unseren Stammgästen, aber immer wieder entdecken Musikinteressierte uns durch Veranstaltungshinweise im Netz oder Print.

Wir haben ein sehr buntgemischtes Publikum mit zunehmend jüngeren Menschen. Das freut mich sehr. Durch die jazzahead!CLUBNIGHT haben wir so einige auch schon an den Jazz herangeführt, denen das breite Spektrum nicht bekannt war. Dafür ist die CLUBNIGHT auch sinnvoll, weitere Menschen dafür zu gewinnen, die sich sonst nicht mit einem Jazz-Fachpublikum mischen würden, aber gerne in die Olive kommen.

Welcher Mehrwert ergibt sich aus dem Programm für Ihr „Kerngeschäft“?

Melanie Plümer: Durch unsere verschiedenen Veranstaltungen sind wir mehr als nur eine „Kneipe“. Wir werden wahrgenommen als Ort nicht nur für Begegnungen, sondern hier passiert auch etwas, was von kulturellem Interesse ist. Neben den Konzerten organisieren wir Tastings, Tanztees, Lesungen und auch Ausstellungen. Manche können sich gar nicht vorstellen, dass an so einem kleinen Ort so viel passieren kann. Das weckt das Interesse. Gäste fragen immer wieder „Wann ist das nächste Konzert?“ und zeigen uns, man möchte das nicht verpassen, man möchte dabei sein und die Geschichte miterzählen können. Es ist immer schön, im Gespräch zu bleiben und natürlich essenziell, damit die Gäste auch im Alltag zu uns kommen. Nach Covid ist das alles nicht mehr so leicht.

Kooperieren Sie auch mit anderen Bremer Kulturformaten, wie der Breminale, Musikfest, La Strada oder dem Filmfest Bremen?

Melanie Plümer: Es hat sich nie eine Kooperation mit diesen größeren Events ergeben, da ich die Weinbar mit einem kleinen, wunderbaren Team betreibe und der Aufwand doch immer größer ist, als man denkt. Wir suchen uns da eher mal lieber die Nischen und kleinteilige Events. Da ist die Olive schon mal eher auf dem alteingesessenen Fockes Fest oder bei innovativen BikeIt Bremen Events anzutreffen. In Bremen gibt es ein Stagebike, ein Lastenrad mit aufklappbarer, voll ausgestatteter Bühne, welches auch im Rahmen der jazzahead! schon Verwendung fand. Bei so etwas mischen wir immer gerne mal mit. Auf dem Lastenrad ein kleines Catering, da gibt es dann Konzerte und Leckeres aus der Olive mitten im Grünen. Mit Radevents in Bremen sind wir ganz gut vernetzt und bieten selbst auch Radreisen als „Rad, Kultur & Wein“ nicht nur in Weingebiete an. In diesem Sommer besuchen wir z.B. unsere kleine BioBrauerei an der Küste. Bremen und das Rad gehören ja auch irgendwie zusammen.

Wer spielt in diesem Jahr anlässlich der CLUBNIGHT am 25.04. bei Ihnen?

Melanie Plümer: Ich freue mich dieses Jahr sehr auf unseren nordischen Besuch aus England und Norwegen. Oddgeir Berg ist ja schon ein alter Oliven-Hase, aber diesmal mit dem Trompeter Per Willy Aaserud in recht neuer Zusammensetzung als „Brothers of Melody“ auf unserer Bühne. Beide sind sehr erfolgreiche Musiker, nicht nur in Norwegen. Da bekommen wir familiäre Melodien in neuem ungewöhnlichem Gewand zu hören. Aus Brighton stammt das „Fred Hills Trio“, von denen wir farbenfrohe Rhythmen und inspirierende Spannung erleben werden. Ich bin ein großer Fan von diesem sphärischen, manchmal schrägen und dann doch wieder melodischen Sound.

Melanie Plümer, 57, ist gebürtige Bremerin und betreibt seit zwölf Jahren Olive Brot und Wein. Diese Weinbar ermöglicht ihr, ihre vielfältigen Leidenschaften unter einen Hut zu bringen. Den Wert von guter Gastfreundschaft und mediterranem Genuss lernte sie zu schätzen, als sie in ihren Zwanzigern auf Sizilien beheimatet war.