Gregor Huebner© Beate Armbruster

DONNERSTAG 18.7.2024
CLASSICAL BEAT Opening
MUNICH COMPOSERS COLLECTIVE
mit anschließender Party
Leitung: Gregor Huebner
KONZERTBEGINN 20:00 UHR | EINLASS: 19:30 UHR
JUNIPER LÜBECK
Tickets: EUR 18 | Studierende, Schüler:innen EUR 9
Preise zzgl. Vorverkaufs- und Systemgebühr

Gregor Huebner - Der Musikweltenbummler

Der Komponist, Violinist und Pianist Gregor Huebner ist ein Reisender in Sachen Musik und auf der ganzen Welt zu Hause. Er pendelt zwischen seinen beiden Wohnsitzen New York, wo er seit 30 Jahren mit seiner Familie lebt, und München, wo er eine Professur an der Hochschule für Musik und Theater innehat. Zu Beginn des Jahres war er in Venedig im Rahmen eines Forschungssabbaticals und realisiert seinen lang gehegten Traum, dort einmal auf Zeit zu leben, zu arbeiten, zu zeichnen und zu komponieren. Davor war er im Senegal, um die senegalesische Musik zu studieren. Die senegalesische Musik hat eine reiche und vielfältige Geschichte, in der sich traditionelle afrikanische Rhythmen mit modernen Klängen und Einflüssen vermischen. Genau nach dem kosmo-musikalischen Geschmack Huebners.

Gregor_Bild_1_ © Asher & Oak Photography

Gregor Huebner, in Stuttgart geboren und in Oberschwaben aufgewachsen, entstammt einer Musikerfamilie. Seine Eltern Heinz und Adelheid waren beide Musiklehrer in Ravensburg am Welfen Gymnasium. Sie sind jetzt pensioniert, aber musikalisch immer noch sehr rege. Sie spielen regelmäßig Konzerte mit ihrem Streichquartett, und ein Highlight im Jahr ist immer der Auftritt des Salonorchesters seines Vaters, am Sonntagmorgen beim Einhalden Festival, einem Festival, das ursprünglich von Tango Five gegründet wurde und das jetzt schon seit vielen Jahren von seinem Bruder Veit jeden Sommer veranstaltet wird. Sein Vater hat Violine und Schulmusik in Stuttgart studiert und seine Mutter Orgel. Aus Gregor Huebners heutiger Sicht ein Glücksfall, als 13-jähriger Junge eine Bürde. Das Besondere daran, in einer Musikerfamilie aufzuwachsen, war, dass man immer eine Gemeinsamkeit hatte, die in seinem Fall die Familie regelmäßig zusammenbrachte. Als Kinder hatten sie schon so viel durch die Musik erlebt, was für immer bleibt. Mit seinen Geschwistern – Veit am Kontrabass und Fee am Klavier und Gesang – Musik zu machen, ist für Gregor Huebner immer total relaxed, da man sich aufeinander verlassen kann. An diesem Vertrauen arbeiten Ensembles Jahrzehnte und kommen wahrscheinlich nie zu diesem Punkt, den sie als Familie haben.

Durch sein erstes Engagement vor 30 Jahren in New York mit einer Charanga Band, die immer mittwochs im Club Gonzales y Gonzales spielte, wurde er mit der lateinamerikanischen Musik infiziert. Eine erste Reise nach Kuba, auf die viele weitere nach Lateinamerika folgten, intensivierte die Leidenschaft für diese Musik, aus der die Latin Band Salsafuerte in Deutschland und El Violin Latino in New York entstand und die viele Einspielungen hervorbrachte. Am meisten begeistert ihn die Lebensfreude und Traurigkeit, das Emotionale in der Musik dieser Länder, wo er Gemeinsamkeiten zu der Volks- und Zigeunermusik Osteuropas findet, mit der er aufgewachsen ist und die in den Bands seines Bruders Veit (Kontrabass) – Quadro Nuevo und Foaie Verde – weiterlebt. Seine schwäbischen Wurzeln lebt er im Musikkabarettprogramm Berta Epple aus, wo er mit Bobbi Fischer und Veit Huebner auf der Bühne steht. Als Trio starten sie aus dem „Schwabenländle“ aus in die weite Welt der musikalischen Stilrichtungen (Latinmusic, Jazz, Weltmusik, Chanson) und gehen in die Tiefe der allzu oft verdrängten Gedanken und Emotionen.

Durch seine großartige Multimusikalität ist er ein gern gesehener Gast beim CLASSICAL BEAT Festival, wo er in diesem Jahr mit dem Munich Composers Collective gastiert.

Wir sprachen mit Gregor Huebner über sein Sabbatical, das wunderbare Sirius Quartet, das Progressive Chamber Music Festival, das jedes Jahr in New York und München stattfindet, und das von ihm gegründete Munich Composer Collective.


MCC Munich Composer Collective in der Flüsterkneipe, Werksviertel Mitte | © Helena Heilig

Was ist das Munich Composers Collective, mit dem Sie dieses Jahr beim CLASSICAL BEAT Festival sind, und was zeichnet es aus?

Gregor Huebner: Das Munich Composers Collective (kurz: MCC) ist ein aus Alumni des Jazzinstituts und der Klassikabteilung der Hochschule für Musik und Theater München bestehendes Ensemble. Das Ensemble, das sich hauptsächlich aus ehemaligen Absolventen meiner Kompositionsklasse zusammensetzt, wurde im Jahre 2014 von mir ins Leben gerufen und hat sich mittlerweile in der genreübergreifenden Musikszene weit über München hinaus einen Namen gemacht. Derzeit zählt es achtzehn Mitwirkende. Dabei ist die instrumentale Zusammensetzung eigenständig, so erklingen neben einer verkleinerten Bigband-Besetzung (vier Saxofone/Klarinetten/Flöten, zwei Trompeten/Flügelhörner, eine Posaune und Rhythm Section mit akustischem und elektrischem Bass) auch Tuba und drei Streichinstrumente (zwei Violinen, ein Cello). Das Ensemble spielt ausschließlich Stücke von Bandmitgliedern und folgt außerdem in seiner antihierarchischen Organisation dem Geiste des 1980 in Frankfurt gegründeten Ensemble Modern. In den zahlreichen hervorragenden Kritiken der Fachpresse zeigt sich, dass das MCC im internationalen Vergleich relevant ist und zu einer eigenen Stimme gefunden hat. In den Kompositionen vereinen sich Elemente von Jazz und Contemporary Classical, aber auch Independent Rock und zeitgenössischer improvisierter Musik. Durch diese eigenständige Mischung will sich das MCC als künstlerisch profiliertes Ensemble verstehen, was am Anfang seiner Entwicklung steht. Dies soll mit weiteren internationalen und deutschlandweiten Konzerten gefestigt werden.

Mit dem Munich Composers Collective sind Sie seit diesem Jahr „in Residence“. Was verbirgt sich dahinter?

 

Gregor Huebner: Wir sind Ensemble in Residence im Werksviertel-Kunst in München seit 2023. Wir haben einen Raum, der zwar noch nicht eröffnet ist, in dem wir aber schon zweimal mit dem MCC konzertiert haben und der in der Zukunft eine Art Proberaum und gleichzeitig Flüsterkneipe/Konzertraum für MCC und vielleicht auch für daraus resultierende kleinere Ensembles sein soll. Für das Festival Anfang 2025, „out of the box“, werde ich im Auftrag der White Box eine Komposition für das MCC und die Trontheim Voices schreiben, worauf ich mich schon sehr freue.

In welcher Besetzung sind Sie in Lübeck und welche Stücke der jungen Komponist:innen kommen in Lübeck zur Aufführung?

Gregor Huebner: Dieses Jahr freue ich mich sehr, das Munich Composers Collective nach Lübeck zu bringen. Wir werden das CLASSICAL BEAT Festival eröffnen. Kurz davor sind wir zwei Tage im Jazzclub Unterfahrt in München und werden beide Konzerte für eine Liveproduktion mitschneiden. Es gibt neue Kompositionen von den beiden aktuellen German Jazz Award Preisträgerinnen Monika Roscher und Shuteen Erdenebaatar, Marina Schlagintweit, Sam Hylton, Gero Hensel, Tanja Ameljaneka und mir.

Außerdem werden vier Musiker von MCC in Lübeck am 22. Juli ein weiteres Konzert mit Uraufführungen von vier Auftragskompositionen, die für das Festival geschrieben wurden, zur Aufführung bringen. Im zweiten Teil des Konzerts werde ich zusammen mit dem Quartett weitere Eigenkompositionen vorstellen.