Kosmopolitin in Hagenow: die Sängerin und Pianistin Afra Kane | © Afra Kane

Mecklenburg-Vorpommern (D)

Aus der Top-Liga des jungen Jazz
Die >>Grenzgänge>> der Festspiele Mecklenburg-Vopommern.


Am 15. Juli 2022 war es soweit! Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern präsentierten eine neue Reihe. Für die Ausgabe 1 fusionierten Marie Spaemann und Christian Bakanic Gesang, Cellospiel und Akkordeontöne. Das Jazzformat »Grenzgänge« war geboren. Jetzt startet es in eine neue Runde.

Gesang mit magischen Qualitäten in der Alten Papierfabrik: Karoline Weidt. © Marlene Rahmann

Mit Festspielfrühling, -sommer und -winter bringt das drittgrößte Klassikfestival Deutschlands verlässlich Musik in alle Ecken und Winkel Mecklenburg-Vorpommerns und von An- fang an gehört die Präsentation junger, entdeckungslustiger Klassik-Solist:innen und Ensembles zur DNA. Seit 2022 sind nun also auch junge internationale Jazzer:innen mit von der Partie. Der aktuelle Festspielsommer 2025 – das Festival feiert ebenso wie das Bundesland, in dem es beheimatet ist, sein 35. Jubiläum – dauert vom 13. Juni bis 14. September und präsentiert 136 Konzerte. Vier davon sind »Grenzgänge«, alle besonders geprägt von Frauen.

Am 18. Juni geht es los: In Hagenow gastiert die Kosmopolitin Afra Kane mit ihrer Band. Einflüsse aus gänzlich verschiedenen Ländern wie Nigeria, Italien, England und der Schweiz prägen die Biografie der Jazzerin — und ihr Klavier. Als Inspirationsquelle nennt die Singer-Songwriterin so unterschiedliche Musiker:innen wie unter anderen Nina Simone, Maurice Ravel und Alicia Keys. Virtuose Arrangements sind ihr Markenzeichen und eine Stimme, so kraftvoll wie verführerisch. Jetzt feiert die Wahlschweizerin mit ihrem 2. Album »Could We Be Whole« ihr Debüt in Mecklenburg-Vorpommern.

Ein paar Tage später schon kann sich die Hanse- und Universitätsstadt Rostock freuen: Emma Rawicz kommt mit Saxofon und Band am 20. Juni. »Was für eine Wucht von Modern Jazz«, so die Reaktion der Jazzexperten vom WDR auf ihr Musizieren. Bereits jetzt mit Anfang zwanzig als neuer Star gefeiert, elektrisiert die junge Saxofonistin aus England bei ihren Auftritten mit so viel Energie, dass es die Gäste beinahe von den Sitzen weht. Was nicht heißt, dass es bei Emma Rawicz keine zarten Töne gibt. Erstmals in Mecklenburg-Vor- pommern zu Gast, stellt sie ihre Kompositionen vom Album »Chroma« vor.

Die Alte Papierfabrik Neu Kaliß gehört zu den »Unerhörten Orten«, die Publikum und Künstler:innen der Festspiele MV gemeinsam entdecken. | © Oliver Borchert

Den krönenden Abschluss der Jazzreihe liefert Büşra Kayıkçı am 20. August in der Landeshauptstadt Schwerin. »Nicht nur Architekt:innen oder Ingenieur:innen können ein Ge- bäude errichten. Mit ihren musikalischen Mitteln erschaffen Komponist:innen eine Atmosphäre, die Zuhörer:innen in Städte, Gärten und Landschaften entführen kann«, sagt die Künstlerin. Die junge Pianistin und Komponistin aus Istanbul hat Architektur studiert, bevor sie sich der Musik zuwandte. Mit ihrem präparierten Klavier erschafft sie betörende Klangwelten.

Alle vier Künstler:innen treten erstmals bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern auf und spüren gemeinsam mit dem Publikum, was dieses Festival so besonders macht. Neben der Kunst sind es auch die Spielstätten. 96 verschiede- ne Locations werden zu Konzertsälen, seien es Dorfkirchen, alte Gutshäuser oder Industriehallen — der Festspielsommer macht Musik, wo immer es geht. Und auch die »Grenzgänge« führen an ungewöhnliche Orte. Vom alten Kino in Hagenow über die Kunsthalle Rostock bis hin zum Industriedenkmal Alte Papierfabrik Neu Kaliß spannt sich der Bogen. Jazzfans erleben bei den Festspielen MV nicht nur die Top-Liga des jungen Jazz, sondern auch die Stars unter den besonderen Ecken in Mecklenburg-Vorpommern.