Gregor Hübner
Violinist, Pianist & Komponist aus New York

Es ist Freitagabend im Café Animo in Ulm, das in den Räumlichkeiten der Eiden Porzellan Licht Manufaktur lebt. Kultur ist dem Animo wichtig und so laden sie immer wieder Künstler zu Konzerten, Lesungen und Diskussionen ein. Heute Abend ist der Ulmer Trompeter Joo Kraus Gastgeber mit seiner Reihe „Herzstücke“, zu der er regelmäßig einlädt. Zu Gast im Cafe Animo ist an diesem Abend das Sirius Quartet aus New York. Was folgt, beschrieb die Südwest Presse mit „Sternenklang aus New York“, ein unfassbarer Abend, der bis heute bei mir nachklingt, und ich will mehr davon. Ein Abend, an dem ein klassisches Quartett auf einen Jazztrompeter trifft, was so in der Musik und im üblichen Harmonieverständnis nicht vorgesehen ist. Die fünf Musiker haben an diesem Abend das Gegenteil bewiesen. Ein wunderbarer Abend mit rasend schnellen Tempo-und Rhythmuswechseln. Klassik, zeitgenössische Musik, Eigenkompositionen der vier Sirius Musiker und von Joo Kraus stehen auf dem Programm. Aber auch Stücke von Sting. So verzaubern die Musiker das Publikum mit „An Englishman in New York“ oder „Elenor Rigby“. Es sind nicht mehr als 70 Besucher im Café Animo. Mehr Platz gibt es nicht. Es hat sich herum gesprochen, wie besonders die Veranstaltungen im Animo sind, die Jan Eiden, der Gründer der Manufaktur mit viel Leidenschaft und Herzblut auf die Beine stellt. Wir sind alle glücklich und spüren, dass dies ein ganz besonderer Abend ist. Hier treffe ich Gregor Hübner, den Schwaben in New York, der seine Geige so meisterhaft beherrscht, was vor allem bei den Free Style Stücken, die Joo Kraus mit Beat Box Sequenzen beginnt, und bei denen nach und nach die Sirius Musiker einsteigen, bestechend zum Klang kommt. Gregor Hübner ist einer der ganz Großen auf seinem Instrument und verfügt über eine beeindruckende musikalische Bandbreite, die er solo, mit Ensembles oder in eigenen Formationen umsetzt. Sein Spektrum reicht von Klassik, über zeitgenössische Musik, lateinamerikanische Rhythmen, dem Jazz bis hin zum Musikkabarett. Mit Letzterem und der Formation „Berta Epple“, in der auch sein Bruder Veit mitspielt, erlebe ich ihn vier Tage später in Allensbach. Unterschiedlicher könnte es nicht sein, aber in beidem ist Gregor Hübner authentisch, als würde es nur dies für ihn geben. Mit dem Musikkabarett und der Gründung von Tango Five begann alles. Trotz des großen Erfolgs, der ihm nie zu Kopf gestiegen ist und der ihn nicht vom Weg abgebracht hat, ist er immer offen für Neues und ehrlich zu sich selbst und bereit vieles auszuprobieren und einfach das zu machen, was vor allem Gregor Hübner selbst Spass macht. Über ihn, seine Familie, die musikalischen Wurzeln, anstehende Projekte und vieles mehr habe ich mit Gregor Hübner gesprochen.

Was beschäftig Sie, was treibt Sie gerade musikalisch um ?

Gestern am 25sten Januar habe ich mein Klavierkonzert und mein Violinkonzert für eine Produktion mit der WDR Big Band fertig gestellt. Das war jetzt mal wieder eine intensive Zeit, da es sich um ungefähr 40 Minuten Musik handelt, und das für Richie Beirach und mich als Solisten mit einer der besten Big Bands Europas. Heute war ich den ganzen Tag in der Jury für den Herb Albert Young Composers Award in der ASCAP in New York, und jetzt sitze ich 7 Stunden im Auto, um morgen ein Konzert mit dem Sirius Quartet in Erie Pennsilvania zu spielen. Danach geht’s nach Boston für Aufnahmen für das Parma label. Also „no time to rest“.

Ich habe Sie mit dem Sirius Quartet & Joo Kraus in Ulm erlebt, Klassik meets Jazz auf allerhöchstem Niveau. Ein paar Tage später mit Musik Comedy in Allensbach. Sie zusammen mit und in der Formation Berta Epple. Gerade bereiten Sie sich auf eine große Tournee mit lateinamerikanischer Musik vor. Wie definieren Sie Ihre künstlerische Identität?

Ich bin mit Osteuropäischer Volksmusik aufgewachsen, habe Klassik und Jazz studiert sowohl am Instrument als auch in der Komposition und bin in New York auf die lateinamerikanische Musik aufmerksam geworden. Bin eingetaucht in diese für mich neue Welt. Für mich gibt es einfach zwei Kategorien von Musik: Musik, die mich interessiert in jeder Art von Stil, und Musik, die das nicht tut. Mein Instrument ist nur ein Gerät, auf dem ich mich ausdrücken kann wie ich will. Es war schon immer schwierig, mich stilistisch einzuordnen. Ich sehe dafür in der heutigen Zeit auch keine Gründe mehr. Es gibt ja keine Plattenläden mehr, wo in Jazz und Klassik unterteilt wird. Für mich ist die Freiheit der Improvisation, die Energie und die Emotion sowohl am Instrument als auch in der Komposition sehr wichtig. Wie man das dann stilistisch nennt, sollen andere klären.

Sie stammen aus einer Musikerfamilie. Glücksfall oder große Bürde?

Aus heutiger Sicht Glücksfall, als 13 jähriger Junge Bürde. Ich hoffe mein Sohn, der jetzt 13 ist, sagt irgendwann mal dasselbe. Das Besondere in einer Musikerfamilie aufzuwachsen ist, dass man immer eine Gemeinsamkeit hat, die wie in unserem Fall die Familie regelmäßig zusammenbringt. Als Kinder haben wir schon so viel durch die Musik erlebt, und das bleibt einem für immer. Mit meinen Geschwistern Musik zu machen ist immer total relaxed, da man sich aufeinander verlassen kann. An diesem Vertrauen arbeiten Ensembles Jahrzehnte und kommen wahrscheinlich nie zu diesem Punkt, den wir als Familie dadurch, dass wir damit aufgewachsen sind, haben.

Stellen Sie uns Ihre Familie vor?

Meine Eltern Heinz und Adelheid waren beide Musiklehrer in Ravensburg am Welfen Gymnasium. Sie sind jetzt pensioniert, aber musikalisch immer noch sehr rege. Sie haben regelmäßig Konzerte mit ihrem Streichquartett, und ein Highlight im Jahr ist immer der Auftritt des Salonorchesters meines Vaters, am Sonntagmorgen beim Einhalden Festival, einem Festival das ursprünglich von Tango Five gegründet wurde, und das jetzt schon seit vielen Jahren von meinem Bruder immer im Sommer veranstaltet wird. Mein Vater hat Violine und Schulmusik in Stuttgart studiert und meine Mutter Orgel. Meine Schwester Fee studierte Schauspiel und Klavier in Hamburg. Sie lebt heute in Rom mit ihrer Familie und arbeitet im Moment an neuen, eigenen Songs für ihre nächste CD, die wir im Mai aufnehmen werden. Sie hat außerdem ihr eigenes Soloprogramm, ein Musik Comedy Programm, mit dem sie auftritt. Veit, mein Bruder, mit dem ich schon immer Musik mache, lebt in Stuttgart und ist einer der gefragtesten Bassisten in Deutschland. Er ist, genau so wie ich, sehr viel unterwegs, wenn nicht mit mir, dann mit Joo Kraus, seiner Band Foaie Verde, dem Tales in Tones Trio, dem Raul Jaurena Trio oder auch als Kontrabassist oder E-Bassist in den Orchestern Deutschlands.

Was verbindet, was unterscheidet, was trennt sie?

Trennen tut uns glaube ich nur der geografische Abstand, Ravensburg, Stuttgart, Rom, New York. Ansonsten verbindet uns die Liebe zur Musik und die Liebe zur Familie. Ich glaube solch eine Familie, wie wir sie haben, ist recht selten und deswegen hoffe ich, dass das auch noch lange so bleiben wird. Unterscheiden tut uns einiges, jeder hat Vorlieben. Meine Mutter zum Beispiel fragt mich oft, „wann schreibst Du denn mal einen schöne Melodie“? Daran sieht man, dass wir einfach auch unterschiedliche Geschmäcker haben. Mein Bruder ist mehr im Jazz verhaftet als ich. Ich interessiere mich für die moderne Klassik und unsere Schwester entwickelt sich zum Singer Song Writer.

Was passiert, wenn sich die Hübners treffen?

Wir feiern gerne. Erst letzten Sommer war ein großes Familienfest, bei dem wir den 75sten Geburtstag unserer beiden Eltern und deren Silberhochzeit gefeiert haben. Dabei gab es viel Musik, gutes Essen, und auch dem Bier und dem Wein wurde kräftig zugesprochen. Eine typische Hübner Feier eben. Danach sind wir dann alle zusammen noch eine Woche auf die italienische Insel Ischia in den Urlaub gefahren. Als wir Kinder waren, war dies unser Urlaubsort, und es war so schön, die Erinnerungen wieder aufleben zu lassen, dass wir schon darüber nachdenken das zu wiederholen. Ansonsten machen sich die Eltern natürlich immer Sorgen um die selbständigen, freien, brotlosen Kinder und helfen deswegen auch immer mal wieder aus, wenn es brennt. Die Improvisation beim Organisieren vom Festival oder anderen Events ist ihnen auch meistens zu chaotisch, aber irgendwie klappt’s dann doch immer und alle sind happy.

Sie sind zum Studium nach Wien, Stuttgart und dann nach New York gegangen und sind dort hängen geblieben. Warum und wie befruchtet die Stadt Ihre Musik?

1994 nachdem ich in Wien und Stuttgart meine klassischen Studien beendet hatte war mein sehnlichster Wunsch mich in New York für 2 Jahre nur mit dem Jazzklavier zu beschäftigen, was ich dann auch an der Manhattan School of Music getan habe. Nur kamen in diesen 2 Jahren noch viele andere Dinge dazu, die nicht geplant waren, und die man wahrscheinlich als Schicksal bezeichnet.

An der Manhattan School of Music lernte ich in der ersten Woche die damals 85jährige Kompositions Professorin Ludmilla Uhlela kennen, bei der ich dann Komposition als zweites Hauptfach studierte, und die mich innerhalb des zweijährigen Studiums zum orchestralen Komponieren brachte und mich dafür begeisterte.

Schon in den ersten paar Monaten lernte ich außerdem meine jetzige Frau, La Juana, kennen, mit der ich zwei Kinder, Ysai und Naima, habe und in Harlem wohne.

Am Ende des Studiums kam dann der Knüller, der mich dazu bewegte in New York zu bleiben. Mein damaliger Klavierlehrer Harold Danko meinte, bevor ich mit dem Studium fertig bin sollte ich noch ein paar Unterrichtsstunden bei dem Pianisten Richie Beirach, in Pädagogenkreisen genannt „the code“, nehmen. Ich kannte zwar ein paar Kompositionen von ihm, aber nicht sein Piano Spiel.

Schon die erste Stunde war eine Offenbarung und ich wollte mehr. In der dritten Stunde dann kam ich mit meiner Violine aus einer Probe mit dem Kammerorchester des Metropolitan Museums, in dem ich als Aushilfe spielte und Richie meinte „pack aus lass uns spielen“. Ich war zu diesem Zeitpunkt wie gesagt auf das Jazzklavier fixiert und sah mich nicht als Jazz-Geiger, was ich auch zum Ausdruck brachte, aber Richie bestand darauf und zog eine Bagatelle von Bartok hervor, über die wir dann gemeinsam fast eine Stunde improvisierten.

Es gibt wenige Begebenheiten, die einen so bewegen wie dieser Moment. Da war ein Musiker, den ich vorher nicht kannte, mit dem ich mich musikalisch unterhalten konnte wie mit keinem anderen zuvor. Richie ging es glaube ich genauso und so engagierte er mich 6 Wochen später für eine CD Aufnahme mit George Mraz und Billy Hart. Mit denen spiele ich jetzt seit 20 Jahren. Dieser Moment hat mein Leben verändert. New York war meine Stadt und ist es immer noch. Man hat alle musikalischen Einflüsse vor der Haustür und bekommt nirgends sonst auf der Welt diese Energie. Diese Energie entsteht zum einen aus der Mischung Überleben in New York und dem Stilmix. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich hier so wohl fühle.

Sie sind sehr viel und oft auf Reisen, wochenlang unterwegs. Wie ist das Arrangement mit Ihrer Familie, leidet das Familienleben nicht darunter?

Ja natürlich ist das schwierig, und es gab auch schon schwierige Zeiten, aber irgendwie sind wir da durch, und inzwischen wechsle ich mich mit meiner Frau ab, wenn es ums Reisen geht. Meine Frau unterrichtet auf ihrem Gebiet in Wellness Zentren weltweit und jetzt im März zufällig in Bochum zur selben Zeit, in der ich mit dem WDR arbeite und zwei neue Kompositionen uraufführe. Wir arbeiten daran, dass Sie dabei sein kann. Zuhause hilft dann die Oma aus. Wenn ich zu Hause in New York bin, kann ich mich auch mehr um meine Kinder kümmern als jemand der 5 Tage die Woche im Büro arbei- und das gleicht meine regelmäßige Abwesenheit hoffentlich zu einem gewissen Grade aus.

Mit El Violin Latino gehen Sie in Kürze auf große Tournee. Was ist die Faszination der lateinamerikanischen Musik für Sie? Wie kamen Sie dazu?

Ich kam an in New York und mein erster Job war in einer Cheranga Band, die jeden Mittwoch im Club Gonzales y Gonzales spielte. Das war die legendäre Band Jovemes del Barrio und Johnny Almendra. Diese Musik hat mich sofort begeistert, und ich wollte mehr wissen darüber. Ich bin dann nach Cuba gereist und habe dort auch die Volksmusik Cubas kennengelernt. Speziell die Rhythmen der Bata Trommeln haben mich fasziniert, was in vielen auch meiner eher für klassische Formationen komponierten Werke zu hören ist. Dabei handelt es sich hauptsächlich um 6/8 Rhythmen der Afro Cubanischen Musik mit allen möglichen Variationen, ein Universum in sich und ich entdecke immer wieder etwas Neues.

Bei meiner Hochzeit im Nuorican Poets Cafe in New York waren auch einige deutsche Freunde. Und dort kam es zu der spontanen Entscheidung, die Latin Band Salsafuerte in Deutschland zu gründen. Für diese Band habe ich sehr viel geschrieben und wir haben über die Jahre 3 CDs aufgenommen, auf denen ich hauptsächlich Klavier spiele. Dies macht mir besonders viel Spaß, da ich ja nicht mehr so oft zum Klavierspielen komme.

Mit dem Tango hatte ich durch unsere Band Tango Five und die Zusammenarbeit auch in den USA mit

Raul Jaurena schon lange zu tun und diese Musik ist meiner osteuropäischen Geigerseele sehr nahe. Die Brasillianische Musik ist etwas eher Neues für mich und Klaus Müller, mein Pianist auf der El Violin Latino Tour, hat mich dafür begeistert. Dass ich dann gleich mit so großartigen Musikern wie Portinho, Lincoln Goines und Maucha Adnet aufnehmen durfte, habe ich ihm zu verdanken.

Was mich aber am meisten an der Musik begeistert, ist die Lebensfreude und die Traurigkeit, also das emotionale an der Musik dieser Länder. Hier finde ich die Gemeinsamkeiten zu der Volks- und Zigeunermusik Osteuropas, der Musik, mit der ich aufgewachsen bin.

Sirius Quartett New York, ein weiteres Projekt von Ihnen. Wie haben Sie sich gefunden, was verbirgt sich dahinter?

„The Sirius Quartet“ gibt es schon sehr lange. Es wurde vor 25 Jahren von unserem Bratschisten Ron Lawrence gergründet und es war hauptsächlich in der sogenannten „avantgarde downtown scene“ in New York tätig. Ich bin dann ungefähr vor 12 Jahren von Ron gefragt worden ob ich in dieses Quartet einsteigen möchte und habe dadurch über die Jahre mit sehr interessanten Musikern, wie Elliott Sharp, Antony Braxton, Randy Wolf, Billy Martin und vielen anderen gearbeitet.

Was das Großartige am Sirius Quartet ist, dass es in der Zwischenzeit ein wichtiges Ensemble ist für mich als Komponisten, da es sich zu einem Streichquartett entwickelt hat, das neben Projekten mit Uri Caine, Dave Binney, Billy Martin, Joo Kraus und 2016 auch Dave Liebmann hauptsächlich eigene Kompositionen der Quartet Mitglieder spielt. Meine 4 Quartette und andere Kammermusikwerke wurden über die Jahre meistens vom Sirius Quartet uraufgeführt und aufgenommen.

Alle Mitglieder des Sirius Quartets sind sowohl ausgebildete klassische Musiker als auch hervorragende Solisten. Dadurch haben wir ein sehr großes Feld an Repertoire und Stilen. In unseren Programmen gibt es contemporary classical oder Neue Musik, Rock, Jazz, World und freie Improvisationen zu hören. Es gibt keine Grenzen mehr und genau das ist das Spannende für mich.

Wohin geht die Reise mit dem Sirius Quartett. Hoffentlich weit? Das Konzert in Ulm, die musikalische Begegnung mit Joo Kraus (Jazz, Trompete), war für mich ein großes Konzerthighlight. Nie zuvor habe ich ein solch berührendes, virtuoses, mit Grenzen spielendes und überschreitendes Konzert erlebt.

Ja genau, das spontan entstandene Konzert mit Joo war ein Highlight auch für uns. Mein Bruder spielt ja schon sehr lange mit Joo aber dadurch, dass ich schon so lange in New York lebe, hatte ich sehr wenig Gelegenheit mit ihm zu musizieren. In den letzten Jahren hatten wir dann bei ein paar Workshops zusammen zu tun, und ich wollte einfach mal ausprobieren wie es klingt, wenn ein Streichquartett mit einem Trompeter zusammentrifft. Als dann das Sirius Quartet in Ochsenhausen einen Workshop gab, habe ich Joo spontan gefragt, ob er nicht vorbei kommen mag um einfach mal mit uns zu jammen. Das Wort jammen und Streichquartett war irgenwie ungewohnt für Joo, aber als wir uns dann trafen, hat es sofort funktioniert und das Ergebnis war, das Joo zwei Konzerte im Herbst organisierte, die uns alle begeisterten. Wir arbeiten daran diese Zusammenarbeit weiterzuführen und sind auch schon am Planen.

Wie wichtig ist Ihnen das Komponieren?

Das Komponieren wurde über die Jahre immer wichtiger für mich sowohl als Ausdruck meiner musikalischen Ideen als auch finanziell. In den letzten 5 Jahren hatte ich große Aufträge für die Bachakademie in Stuttgart, Tribeka New Music New York, die Orchester des SWR, das Orpheus Vokalensemble und in diesem Monat nun die WDR Big Band. Zusammen mit Gerd Baumann habe ich mehrere Filme musikalisch begleitet und selbst viele kammermusikalische Werke geschaffen. Aber ich liebe es auch einfach mal ein lead sheet zu schreiben oder jetzt für meine neue CD „El Violin Latino Vol.2“ Stücke in den lateinamerikanischen Stilen zu schreiben. Ich glaube, das Komponieren ist ein Weg, mit dem man als Musiker seine eigene Sprache finden kann. Die Improvisation und die Komposition sind eng verwandt. Beim Improvisieren muss eine Struktur spontan entstehen beim Komponieren hat man die Zeit diese auszuarbeiten, aber beides braucht einen roten Faden, sonst verliert man sehr schnell die Aufmerksamkeit des Publikums, das meiner Ansicht nach in den Entstehungsprozess von Musik mit einbezogen werden sollte. Ich sehe das ganz deutlich, wenn ich in München an der Hochschule, an der ich als Gastprofessor tätig bin, meine Studenten unterrichte. Diejenigen, die komponieren, finden irgendwann ihre eigene Sprache.

Wann und wo finden Sie die Inspiration und überhaupt Zeit zum Komponieren. Gibt es magische, Orte zum Komponieren?

Deswegen wohne ich in New York, ein endloser Pool an Inspiration. Man kann hier jede Art von Musik hören und meistens auf höchstem Niveau und mit der höchsten Energie. Es gibt viele magische Orte und ich hoffe, dass ich irgendwann den Luxus habe einfach wie Verdi in Venedig oder an einem anderen dieser magischen Orte ein Hotelzimmer mit Flügel über ein halbes Jahr zu mieten um dort meine Symphonie oder meine Oper zu schreiben.

www.gregorhuebner.de

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